Nachgedacht: 5 Dinge, die ich als Mutter gut mache

Viel zu oft merke ich, dass ich Dinge gerne anders machen möchte, vergleiche mich mit anderen und verzweifle manchmal an meinem eigenen Anspruch.

Was ist mir aber wirklich wichtig, was mache ich gut? Das frage ich mich viel zu selten. Es ist also endlich mal an der Zeit, den "Spieß umzudrehen" und darüber nachzudenken, was eigentlich gut läuft, was so bleiben soll, wie es ist und was ich wirklich gut kann und vor allem als Mutter gut mache.

Wie ich ja bereits berichtet habe, bin ich vor Kurzem zu zweiten Mal Mutter geworden und die Geburt eines Kindes ändert einfach alles und das zum Positiven. Und auch wenn man denkt, beim zweiten Kind passiert ja nicht mehr so viel Neues, bereichert es das Leben einfach noch ein weiteres Mal. Ich habe mich während der zweiten Schwangerschaft immer mal wieder gefragt, wie das wohl sein wird, zwei Kinder zu lieben. Ich habe den Eindruck, dass man einfach so viel mehr Liebe empfindet, dass sie für zwei Kinder reicht. Es ist nicht so, dass man ein Kind mehr oder weniger liebt, sondern einfach noch mehr Liebe in sich trägt, die für beide Kinder reicht. Das klingt vielleicht komisch oder pathetisch, aber ich kann es einfach nicht anders beschreiben. Es ist wunderschön und übersteigt sämtliche Vorstellungskraft. An dieser Stelle erklärt sich mir, warum im Neuen Testament immer wieder das Bild von Vater und Sohn verwendet wird, die elterliche Liebe ist einfach eine Liebe, die absolut bedingungslos ist und in ihrer Kraft und Mächtigkeit nicht zu übertreffen.

Das ist also Nummer 1: Ich liebe meine Kinder bedingungslos und mit einer Mächtigkeit, dass es mir manchmal die Tränen in die Augen treibt.

Dann gibt es noch etwas, was mir vor allem von Außenstehenden oft gesagt wird, was ich aber auch selbst so empfinde: Wir sind sehr entspannt, wenn wir mit unseren Kindern unterwegs sind. Meinem Mann und mir ist sehr wichtig, dass unsere Kinder vor allem Kind sein dürfen. Dazu gehört für mich, dass sich unsere Kinder schmutzig machen und im Dreck spielen dürfen; dass sie, sofern es nicht mit einer Gefahr einhergeht, Dinge ausprobieren und anfassen dürfen; dass sie eigene Erfahrungen und Sachen selber machen dürfen und vor allem, dass sie möglichst viel Spielen können.

Das ist nämlich meine Nummer 2: Wir sorgen dafür, dass unsere Kinder keinen "Freizeitstress" bekommen.

Zum Thema Entspannung gibt es noch einen 3. Punkt: Unsere Kinder dürfen zu jeder Zeit, wenn sie das Bedürfnis haben, mit uns Kuscheln und nachts jederzeit mit uns in unserem Bett schlafen. Mal davon abgesehen, dass der Kleine sowieso noch, so lange ich stille, in unserem Bett schlafen wird ;) 

ABER: Es dürfen maximal 2 Kuscheltiere mitkommen :P  

In Bezug auf das Thema "Freizeitstress" lässt sich noch ergänzen, dass ich kein Freund von sogenannter "Früh-Förderung" bin (Ja, ich weiß, bei meiner pädagogischen Ausbildung könnte man Anderes denken ;) ), aber die beste Förderung für Kinder ist, und das ist meine Nummer 4: Ich widme meinen Kindern so viel Zeit wie möglich (dafür stelle ich meine beruflichen Interessen gerne zurück) und lasse sie aktiv an meinem Alltag teilhaben. Dazu zählt für mich, mit ihnen zu kochen und zu backen, denn dabei lernen sie etwas zu gesunder Ernährung. Ich lese mit ihnen Bücher, aber wir schauen uns genauso gerne die Werbebeilagen aus der Zeitung an (Kinder denen vorgelesen wurde, haben später einen reicheren Wortschatz... So viel zur Frühförderung ;-P ). Wir gehen gemeinsam mit dem Hund spazieren, dabei lernen sie, dass man sich manchmal beeilen muss (weil der Hund mal wieder altes, weggeworfenes Brot frisst...) und dass man Verantwortung übernimmt, indem man die Hinterlassenschaft des Haustieres entsorgt. Dabei lernen sie auch, dass man bei jedem Wetter 'rausgehen kann. Das aktive Einbeziehen eines Kindes in den elterlichen Alltag bietet unendliche viele Möglichkeiten des "Lernens". Das Problem ist leider, dass viele Eltern ihren Kindern nichts mehr zutrauen, oder ihnen die Zeit und/oder die Lust fehlt etwas zu erklären. Es wäre gelogen zu behaupten, dass es nicht länger dauern würde, wenn der Zweijährige das Brot selbst schmieren will oder den Tisch decken. Und es wäre auch gelogen, wenn ich nicht erwähnen würde, dass mir auch manchmal die Geduld fehlt, wenn sich der Sohnemann alleine anziehen will und wir schon mindestens 10 Minuten zu spät sind. Aber grundsätzlich versuche ich, den Kindern diese Zeit einzuräumen und sie mit darin einzubeziehen, was ich gerade mache. 

Punkt Nummer 5 ist mir vor allem in den letzen Wochen bewusst geworden: Ich versuche, es sei denn es geht um gefährliche Situationen, ein Nein unserer Kinder zu akzeptieren und das Bedürfnis dahinter zu erfragen. 

Ich habe mich im Studium sehr intensiv mit Gewaltfreier Kommunikation (GfK) nach Marshall Rosenberg beschäftigt und dazu sowohl meine Bachelor- als auch Masterarbeit geschrieben. Im Laufe der Zeit, als der Alltag immer mehr Raum einnahm und die Beschäftigung mit theologischen und philosophischen Themen leider immer weniger wurde, ist der Kern der GfK immer weiter in Vergessenheit geraten. Ein Bericht (leider weiß ich nicht mehr, wo ich es gelesen habe) zum "Nein von Kindern" hat mir meine Kenntnisse der friedlichen Kommunikation wieder in Erinnerung gerufen: Wenn wir das "Nein" unsere Kinder übergehen, was lernen sie dann? Der Stärkere gewinnt und bestimmt über den Schwächeren. Das ist aber auf keinen Fall das, was ich meinen Kindern mitgeben will. Ich möchte, dass sie später auch das "Nein" von anderen akzeptieren, rücksichtsvoll sind und wertschätzend miteinander umgehen. Wie kann ich das erwarten, wenn ich die Bedürfnisse meiner Kinder einfach überhöre? Man könnte sich jetzt darüber streiten, in wie weit ein Zweijähriger in der Lage ist, seine Bedürfnisse zu artikulieren. Ich denke mittlerweile, dass Kinder sehr viel eher in der Lage sind, ihre Wünsche zu äußern, als wir Erwachsenen es sind. 

Ein Baby hat vor allem vier vordergründige Bedürfnisse: Nahrung, Schlaf, Sauberkeit und Wärme/Nähe. Und es äußert das Nicht-Befriedigtsein dieser Bedürfnisse auf eine ganz einfach Weise: Es weint.

Später, wenn das Kind älter wird, und beginnt zu sprechen, dann fängt es an seine Bedürfnisse differenzierter und genauer zu benennen: Hunger, Durst, Müdigkeit, Sauberkeit, Kuscheln, ... Und es fängt immer deutlicher an zu zeigen, wenn es etwas nicht möchte. Ein Wort, dass Kleinkinder sehr früh beherrschen ist "Nein" und das ist auch gut so, denn so lernen wir Erwachsenen, dem Kind das richtige Bedürfnis zu erfüllen. Und das ist es doch auch, was wir Eltern von Herzen wollen: Unser Kind glücklich machen. Natürlich gehört dazu nicht, jeden Wunsch des Kindes zu erfüllen, aber es erscheint mir unheimlich wichtig, dem Kind Verständnis entgegen zu bringen und zu hören und zu erfragen, warum es bestimmte Sachen will oder eben auch nicht. 

Wenn euch das Thema Gewaltfreie Kommunikation weiter interessiert, schaut euch doch mal dieses Buch an: Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens von Marshall B. Rosenberg

 

Ich merke gerade, dass ich Lust habe, etwas zu Gewaltfreier Kommunikation mit Kindern zu schreiben. Mal sehen, ob und wann ich dazu komme. Interessiert euch dieses Thema?